Neuland (2011 - 2018)
Textauszug / Ralf Hanselle: Katalog „Ralf Cohen - SYNTHESE“ S. 124
… 2011 unterzog Ralf Cohen seine Althrein-Aufnahmen einem zweiten Transformationsprozess. Indem er nach und nach die Gelatine von den großen Abzügen löste, formte er die Bilder ein letztes Mal um. Das Ergebnis waren Unikate, denen er den Namen „NEULAND“ gab. Es ist gerade diese „NEULAND“- Serie, die sich dem fotografischen Glauben grundlegend verweigert. Zeit, so sagt sie, ist nicht das, was im Motiv eines Bildes wie festgefroren erscheint. Zeit ist ein Prozess, der sich tief in die Fotografie selbst eingeschrieben hat. Denn Fotografien sind für Ralf Cohen eben keine „instants décisifs“; sie sind Schichtungen und Ablagerungen eines langwierigen Transformationsprozesses. Fotografieren heißt für Cohen Wandeln: Im Prozess von Belichtung, Entwicklung und Fixierung, von Nachbearbeitung und Experiment verändert sich die Welt radikal…

 

 

Space (2003 - 2014)
Textauszug / Ursula Merkel - Katalog: „Ralf Cohen - SYNTHESE“ S. 8
… Bilder der Serie GLOBAL von 2003 versetzen uns auf hoch ästhetische, geradezu überwältigende Art in die Zeit- und Grenzenlosigkeit des Universums, in die Welt der Planeten, Sternenmeere und fernen Galaxien. Zumindest scheint es so – nicht nur auf den ersten Blick. Tatsächlich verhält es sich jedoch ganz anders. Ausgangspunkt für diese Werkfolge war der Wunsch, die Welt von oben zu sehen. Der Rückgriff auf fremde, vorgefertigte Satellitenbilder aus dem All kam dafür natürlich nicht in Frage, auch wenn sich Cohen mit seinen vermeintlich kosmischen Fotografien zweifelsohne auf derartige Vorlagen bezieht und die geläufigen, wiedererkennbaren Muster ostentativ mit ins Spiel bringt. Wer aber hier vorschnell seinen Augen traut, wird in die Irre geführt. Denn in Wahrheit handelt es sich um Aufnahmen von ganz irdischer Herkunft…

 

 

Wasser (2014-2019)
Textauszug / Peter Hank - Katalog: „Ralf Cohen - SYNTHESE“ S. 64
… Zum Teil wirkt sich dieses serielle Vorgehen geradezu dramatisch aus, wenn er beispielsweise ins Zentrum eines Neunerblocks mit Aufnahmen einer gischtig aufgewühlten Meeresoberfläche eine Ansicht auf den Kopf stellt. Es entsteht beim Betrachter die Anmutung, als würde das Meer einstürzen, als wäre es nicht das Unterste, in das alle Ströme münden, sondern als gäbe es ein noch Tieferliegendes, wohinein das Wasser abstürzt…

 

 

Visionen (2009 - 2014)
Textauszug / Ursula Merkel - Katalog: „Ralf Cohen - SYNTHESE“ S. 8
… Wie eine Fortsetzung und Steigerung der sphärisch aufgeladenen Sequenz GLOBAL muten die geheimnisvollen „Bilder ohne Kamera“ der Serie INSEL an. Aus tiefster Schwärze glühen da amorphe Gebilde in einer Farben- und Formenvielfalt von magischer Schönheit auf, kostbar funkelnden Edelsteinen gleich. Sind das nie zuvor entdeckte, fremdartige Eilande, mit dem Fotoapparat aus großer Distanz auf Zelluloid gebannt? Weit gefehlt, auch hier gilt, dass der Betrachter in seinem Versuch, das Gesehene zu verstehen, unwillkürlich auf vergleichbare Bildmodelle zurückgreift und deshalb mit seiner Interpretation fehl gehen muss. Die Antwort ist einfacher als gedacht. Die „Inseln“ wurden durch Malerei auf Glasplatten künstlich erzeugt…